Der zentrale Marktplatz von Leoben mit seinen stark längsorientierten Abmessungen von 180x32 Metern war schon Teil der Stadtgründung im 13. Jahrhundert.
Die alte Bergbaustadt mit ihrer renommierten Montanuniversität geriet mit der Schließung zahlreicher Bergbau- und metallverarbeitender Betriebe nach 1945 in eine Krise, die auch die übrigen langsam entindustrialisierten Städte der Region erfasste. Neue Stadtfunktionen sind eher unterhaltungs- und konsumorientiert, das Stadtbild wurde zum Thema.
Die Neudefinition des Platzes als urbaner Lebensraum statt wie bisher als Parkplatz brachte für die Gestaltung die Notwendigkeit der Akzentuierung einzelner Bereiche: „Eine Reihe Steinteppiche von unterschiedlicher Größe, Farbe und Struktur definieren die diversen Stellen, die gemeinsam das große Kreuz in der Mitte der vier Häuserblöcke bilden.






Fertigstellung: -
Autor: Boris Podrecca
Co-Autor: Gotthard Eiböck
Fotografie: -
Der lange Marktplatz ist in vier verschiedene Hauptfelder unterteilt: zwei Kopfteile, jeweils mit Brunnen, und zwei mittige Teppiche mit Fischgrätenmuster, die sich auf Höhe der Pestsäule überschneiden, welche als einziges Element an ihrer ursprünglichen Stelle geblieben ist. Ebenfalls vor der Pestsäule kreuzen sich – allerdings auf einer niedrigeren Ebene – die weniger kostbaren Teppiche der beiden Querstraßen, die in Kunststeinplatten ausgeführt wurden.
Die Textur ‚en relief‘ der Beläge des Platzes wird mit Mustern und Steinen erzielt, die je nach Projektsituation unterschiedlich eingesetzt wurden. An den Platzrändern sind die unregelmäßigen Flächen vor den historischen Fassaden nicht mit Platten belegt (die ansonsten diagonal, gegen die natürliche Ader des Steins, geschnitten hätten werden müssen), sondern mit Steinen aus der Mur (Murnockerl) gefüllt, die in einem Zementbett verlegt wurden.
Die Fischgrätenteppiche wurden in abwechselnd hellem und dunklem Stein gelegt, um Bodenunregelmäßigkeiten zu kaschieren und einen Kontrast zur langen Flucht des Marktplatzes zu schaffen (rosa Vanga-Granit und grüner Fontain).
Das einzige Element, das durchgehend über die ganze Länge des Platzes verläuft, ist ein Bronzeband, das die wichtigsten Daten zur Geschichte der Stadt Leoben anführt, von der Gründung bis in unsere Tage. Am bronzenen Band stehen auch die Metallmasten, die die Beleuchtungselemente für den Platz tragen. Die Laternen sind auf nur einer Seite des Platzes gereiht und bestehen aus Masten, an deren Spitzen sich ein System aus Reflexspiegeln befindet, die von Scheinwerfern angestrahlt werden.
Diese Lichttechnik wurde von Podrecca gemeinsam mit dem Innsbrucker Lichtstudio Bartenbach ausgearbeitet“ (Marco Pogacnik). Am Platzende setzt ein Kaufhaus den öffentlichen Raum kontrapunktisch in Stein und Glas fort.